Dürre in Wajir (Kenia): Sogar die Kamele sind am Verdursten

Januar 2006

Ein Kamel kann unter normalen Umständen drei bis vier Monate ohne Wasseraufnahme überleben, vorausgesetzt, dass es ausreichend Futter zu sich nimmt. Zurzeit allerdings werden Kamele im Wajir-Distrikt im Norden Kenias immer öfter an Wasserstellen gesichtet. Die Bedingungen der gegenwärtigen Trockenperiode sind inzwischen so extrem, dass Kamele wöchentlich ihre Wasserspeicher auffüllen müssen.

„Die Lage der Kamele ist ein Zeichen dafür,
wie ernsthaft die Situation in Wajir ist. Ich kann mich an ähnliche Zustände während der Dürreperioden von 1972, 1984 und 1992 erinnern. Kamele sind dafür bekannt, lange Trockenzeiten zu verkraften, aber selbst sie haben zurzeit Schwierigkeiten“, erklärt Mursal Mohammed, Oxfams Projektkoordinator in Kenia.

Im Moment kann man nur wenige Kamele in Wajir entdecken, da die meisten auf der Suche nach Wasser und Futter in andere Regionen abgewandert sind. Geschwächt von den langen Wanderungen produzieren die Kamele jetzt kaum noch Milch, und Familien, die auf ihre Kamelherden zum Überleben angewiesen sind, müssen zusammen mit den Tieren in Gebiete abwandern, wo – wenn auch begrenzt – noch Wasserressourcen vorhanden sind.

Außergewöhnliche Nutztiere

In den Wüstenregionen Ostafrikas sind Kamele für die nomadische Bevölkerung normalerweise eine sehr zuverlässige Einnahmequelle. Sie dienen sowohl als Transportmittel, als auch als Nahrungsquelle (Fleisch und Milch). Nach der Entbindung eines Kalbes kann ein Kamel für über ein Jahr mindestens sechs Liter Milch am Tag geben und – auch während es ein Kalb säugt – dreimal am Tag gemolken werden. Für Menschen ist diese Milch äußerst wertvoll, da sie ihnen erlaubt, viele Stunden ohne Wasser auszukommen.

Wajir

Der nordöstliche Wajir-Distrikt, in dem Oxfam seit Anfang der 80er Jahre arbeitet, ist einer der Distrikte, die am schlimmsten von der Nahrungsmittelkrise betroffenen sind. Zwar ist seit dem Ausbleiben der üblichen Regenfälle im Oktober und November die Nahrungsmittelversorgung im ganzen Land unsicher geworden, doch die Nahrungsmittelknappheit betrifft vor allem die nomadischen Gemeinschaften in den nördlichen Regionen. Die Berichte über dutzende Todesfälle in diesen Gemeinschaften sind höchstwahrscheinlich sogar noch untertrieben.

In Teilen der normalerweise hochproduktiven landwirtschaftlichen Regionen in Zentral- und Westkenia gibt es unterdessen auch schon Anzeichen für unzureichende Nahrungsmittel-Vorräte.